Eltern
Julia ist Mutter von David (5) und Elko (8) und kocht Montags und Freitags jeweils sechs Portionen. Zum Beispiel hausgemachte Spaghetti Bolognese oder Kartoffelbrei mit Gemüse der Saison und Spiegeleier für ihre zwei Rabauken und für Thorsten, Kerstin und deren Tochter Emma (5). Dafür kochen Thorsten oder Kerstin Dienstags und Donnerstags auch für sechs Personen. Thorsten kocht am liebsten Züricher Geschnetzeltes mit Reis, das kann er gut und schnell. Meistens essen alle sechs dort, wo auch gekocht wird. Nur Freitags holt Thorsten das Essen für sich und seine Mädels bei Julia ab. Weil sie Plastik vermeiden wollen, heben sie Gurken- und Marmeladengläser auf, spülen sie sorgsam aus und verwenden sie Freitags als Transportbehälter.
Vegetarier, Veganer & Co.
Pia ist Veganerin. Obwohl sie in einem Büro in der Innenstadt von Ulm arbeitet, und das prinzipielle Angebot von Mittagstischen gut ist, gibt es kaum vegane Angebote. Inzwischen kennt sie aber Thomas und Aron, die auch Veganer sind und in der Innenstadt von Ulm arbeiten. Jetzt treffen sie sich drei mal pro Woche um zusammen zu essen. Jeder ist einmal dran, für die anderen beiden etwas selbst gemachtes mitzubringen. Pia schnippelt super Rohkostsalate und Aron kocht tolle Suppen. Thomas bringt meist sehr fantasievoll belegte Burger/Sandwiches mit. Pia hat für das Trio alte Weckgläser in drei Größen mit Drahtbügeln auf dem Flohmarkt gekauft. Darin kann man auch Suppen sicher transportieren und sie sehen schön aus. Seither ist auch das leidige Thema Plastik vom Tisch. Finanziell haben die drei anfangs eine Liste geführt, wer wie viel für die Zutaten ausgegeben hat. Irgendwann wurde ihnen das aber zu lästig, wegen drei Euro hin oder her.
Jana ist Azubi. Sie fährt jeden morgen fast eine Stunde in die Stadt und abends wieder raus. Sie kann es sich nicht leisten, jeden Mittag essen zu gehen, weder finanziell noch zeitlich. Die Mittagspause dauert nur 30 Minuten. Nina kennt sie aus der Berufsschule, ihr gehts genauso. Jana und Nina gehen 2-3 mal pro Woche zu Peter und Paul. Peter und Paul sind verpartnert und Peter arbeitet teilweise im Homeoffice, das nur fünf Minuten von Janas Betrieb entfernt ist. An diesen Tagen kocht er dann für vier Personen. Das warme Essen kostet weniger als der Mittagstisch und man wartet nicht auf die Bestellung. Dafür isst man, was auf den Tisch kommt. Denn Peter kauft gerne frisch ein ohne vorher zu planen. Paul bekommt sein Essen erst abends, wenn er nach Hause kommt und Paul freut sich, dass er das frisch Gekochte nicht alleine essen muss. Jana und Nina sind auch nicht geizig an Lob für Peters Kochkünste und kreative Tischdekorationen.
Kuchen backenMehlspeise heißt Kuchen dort, wo Grete
aufgewachsen ist. Es sind aufwändige Rezepte, die häufig zu Hochzeiten auf den Dörfern von vielen Frauen gemeinsam gebacken wurden. Einige Rezepte kosten viel Zeit,
Teige aus Hefe, selbstgemahlene Nüsse, viele Schichten, die
am Ende einen Baumstamm darstellen. Heute nimmt sich kaum noch jemand
die Zeit dafür, aber alle essen sie gerne. Jedesmal wenn
Gäste zu Besuch kommen, schwärmen sie von Gretes Backkunst. Aber es gibt einen Grund, warum man diese Kuchen nicht in den
landläufigen Bäckereien kaufen kann. Die Arbeitszeit ist unbezahlbar. Nach
ihrer Pensionierung hat Grete viel Zeit für ihr Hobby. Sie und ihr Mann Fritz können kaum alles aufessen, was sie
backt,sonst steigt der Blutdruck. So stellt Fritz entweder
den halben oder den ganzen Kuchen bei ESSEN bei Freunden ein, zum
Abholen. Für das Internet ist er zuständig. Dadurch haben sie schon einige sehr nette Leute kennengelernt, junge Familien, die sich über die Leckerei am Nachmittag oder am Wochenende sehr freuen.
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Hobbyköche
Friedl ist 69 Jahre alt und hat, seit er in Rente ist, richtig Spaß am Kochen. Jeden Mittag um 12:30 steht das Essen auf dem Tisch. Seit einigen Wochen kocht er nun Mittwochs immer für sechs Personen, dann kommen Paula, Hans, Jan und Ali zum Essen, und Friedels Frau Hanna ist natürlich auch dabei. Die vier Gäste sind Kollegen, sie arbeiten in einer Agentur, mitten in einem Wohngebiet. Das Angebot für Mittagessen in der Gegend ist recht begrenzt. Die vier Kollegen freuen sich schon immer auf den Mittwoch, denn Friedel ist ein echter Könner und der große Tisch ist immer fein gedeckt. Friedel und Hanna kochen nicht wegen dem Geld, das sie bekommen, sondern weil sie interessante Geschichten aus dem Arbeitsalltag ihrer Gäste hören.
Emilie ist 66. Ihre drei Kinder sind aus beruflichen Gründen in Städte gezogen, die weit weg sind. Emilie kann nicht so gut kochen, aber sie kann gut mit Kindern und sie hat Zeit. Seit einigen Wochen geht sie Dienstags und Donnerstags zu Familie Meier. Die Eltern arbeiten und die Kinder Maja (8) und Tom (11) sind meistens um eins schon aus der Schule wieder zu Hause. Emilie macht Dienstags Pizza für alle: ein großes Blech, manchmal auch zwei, damit die Eltern abends auch noch ein Stück bekommen. Den Teig hat sie inzwischen super drauf. Die Zutaten hat sie auf dem Weg zu Meiers eingekauft. Beim Belegen mit den Zutaten helfen Maja und Tom. Emilie bleibt nach dem Essen noch bei den Kindern, bis die Eltern nach Hause kommen. Dann bekommt Emilie das Geld für ihre Einkäufe und noch was kleines obendrauf. Tom hat Emilie jetzt auf dem Handy Whats App eingerichtet. Damit er ihr Dienstags immer schreiben kann, was sie vom Supermarkt für den Pizzabelag mitbringen soll.
Bert ist Bauarbeiter und hat einen wesentlich höheren Kalorienbedarf als Schreibtischtäter. Er braucht richtig große Portionen um satt zu werden. Und außerdem ist er immer nur ein paar Monate auf einer Baustelle und dann wieder woanders. Im Moment hat er gute Gastgeber gefunden. Er geht als Kostgänger zu Maria und Philipp, beide sind Rentner.
Maria kocht ordentliche Hausmannskost, viel Fleisch und große Portionen. Braten mit Klößen, Rouladen, Kasseler, Sauerkrautwickel, Paprikagulasch und deftige Eintöpfe mit geräucherter Wurst. Um den Nachschlag muss Bert sich keine Sorgen machen, er darf nehmen so viel er will. Maria strahlt übers ganze Gesicht, wenn es ihm schmeckt. Philipp kann ja nicht mehr so viel essen, wegen dem Blutdruck, sagt er. Bert bekommt für den Nachmittag noch eine Stulle oder einen Kuchen mit. Einmal pro Woche zahlt er 50 Euro. Und ab nächste Woche bringt er seinen Kollegen Pavel mit.
Gesünder essen
Sie haben sich jahrelang ungesund ernährt und plötzlich die Quittung vom Arzt oder vom schlechten Gewissen bekommten: Sabine und Andrea. Einige Wochen lang haben sie, jede für sich, tapfer versucht, etwas gesundes zu kochen oder vorzubereiten, das sie am nächsten Tag in die Firma mitnehmen können. Am Anfang ist die Motivation groß und dann lässt sie nach. Über Essen bei Freunden haben sie sich schließlich kennen gelernt. Sie tauschen Rezepte und Ideen aus und treffen sich zweimal pro Woche Abends um gemeinsam "vorzukochen". Dienstags bei Sabine, Donnerstags bei Andrea. Gemeinsam schaffen sie es viel besser, diszipliniert ihre guten Vorsätze zu verfolgen, denn sie haben beide das Gefühl, ein wenig Verantwortung für die andere übernommen zu haben. Sie schaffen es dadurch, mindestens viermal pro Woche gesund zu essen. Dabei hat Andrea das Gefühl, das Sabine viel mehr Ideen einbringt als sie selbst. Sabine findet das ok, denn sie hat riesigen Spaß daran, am Wochenende statt zu fernsehen, Rezepte zu sichten.
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